Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde!

Nun sind wir alle angekommen im Jahr 2021. Nach all den Feiertagen wieder ein „normaler“ Sonntag, der aber in der jetzigen Zeit von Corona leider nicht normal ist. Wir können weiter derzeit nur mit Leserbriefen oder in digitalen Medien miteinander in Verbindung treten.

Der Wochenspruch für die erste volle Woche im neuen Jahr lässt uns noch einmal eintauchen in das Licht des Weihnachtsfestes, das wir gerade gefeiert haben: „Wir sahen seine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (1. Johannes 1, 14b) – Wer wissen will, wo und wie Gott ist, der muss in diesen Tagen auf seinen Sohn schauen. Dieser Jesus zeigt uns die Gnade, die Wahrheit und die Herrlichkeit des ewigen Gottes. Auch wir schauen und hören darum auf ihn, auf seinen Weg. Der Predigttext für den heutigen Sonntag aus Lukas 2,41-52 lädt ein zum Blick auf den noch jungen Jesus.

41 Und seine Eltern gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Passafest. 42 Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach dem Brauch des Festes. 43 Und als die Tage vorüber waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem, und seine Eltern wussten’s nicht. 44 Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten. 45 Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wieder nach Jerusalem und suchten ihn. 46 Und es begab sich nach drei Tagen, da fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. 47 Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seinen Verstand und seine Antworten. 48 Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. 49 Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist? 50 Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte. 51 Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen gehorsam. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. 52 Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

Was für eine Aufregung! Josef und Maria sind auf dem Heimweg von Jerusalem nach Nazareth. Sie haben einen langen Weg vor sich und Maria geht in Gedanken die aufregenden Tage noch einmal durch. Sie braucht Zeit, um alles, was geschehen ist, noch einmal durchzugehen und in ihrem Herzen zu bewahren. Sie hat im Trubel des Aufbruches nicht bemerkt, dass Jesus fehlt. Sie glaubt, er ist mit der großen Gruppe unterwegs. Abends aber merken Josef und Maria, dass Jesus nicht da ist! Ein Alptraum!  Sie haben ihr Kind verloren! Das darf doch nicht wahr sein!

Also heißt es: Zurück nach Jerusalem! Im Tempel finden sie ihn dann! Nach 3 Tagen! Und was macht Jesus? Er diskutiert mit den Schriftgelehrten über einen Abschnitt aus der Bibel. Maria kommt aus dem Staunen nicht heraus. Jesus ist doch erst 12 Jahre alt! Und er sitzt da und die Schriftgelehrten hören ihm zu. Maria ist fassungslos und er, der Junge, entschuldigt sich nicht einmal, dass er nicht Bescheid gesagt hat. Jesus erklärt ihnen, dass er im Hause seines Vaters bleiben müsse. Wie blamiert stehen die Eltern da! Er geht nicht mit ihnen!

Josef und Maria schließen sich dann einer fremden Gruppe an, um sicher den Heimweg antreten zu können. Sie haben viel Zeit, um nachzudenken.

Liebe Leserinnen und Leser, in Maria kann man sich gut hineinfühlen. Ärger mit den Kindern ist auch heute noch nicht vorbei. Kinder, die ihre eigene Meinung haben und nicht das machen, was wir als Eltern oft gerne hätten.

Ja, in Maria können wir uns gut hineinfühlen. Mehr noch, wir wissen, was noch alles geschehen wird, dass Jesus als junger Mann die Familie endgültig verlassen wird und mit den Jüngern durchs Land ziehen wird. Dass er in vielen Synagogen die Schrift auslegen wird.

Was sagt uns diese Geschichte aus dem Lukasevangelium heute?

Es geht darum, mit Neuem und Unerwartetem zurechtzukommen. Maria erlebt Jesus in einer ganz ungewohnten Rolle. Sie muss begreifen, dass er mehr als nur ihr Sohn ist. Jesus ist eben zugleich auch Gottes Sohn, der sich bereit macht, seiner Berufung zu folgen. Maria darf ihn begleiten.
Leicht wird dieser Weg nicht werden. Das ahnt sie. Aber sie geht diesen Weg. Und sie bewegt alles in ihrem Herzen, was auch immer – das passt gut zu Jahresbeginn auch für uns.

Es gibt Fragen: Was hat sich geändert in meinem Leben? Wie bin ich mit dem letzten Jahr zurechtgekommen? Wie geht es weiter mit dem, was vor mir liegt? Und wie passt Gott in meine Pläne, in meine Ängste und in meine Hoffnungen hinein?

Auf Gott hoffen, damit zurechtkommen, dass er sich immer anders als erwartet zeigt, dass er uns überrascht, das will uns die Kindheitsgeschichte Jesu an diesem Sonntag, ganz am Anfang des neuen Jahres mitgeben.

 

Mit den besten Segenswünschen

für das neue Jahr grüßt Sie Ihre Lektorin Ilse Hauser