Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde!
Der letzte Sonntag im Kirchenjahr („Ewigkeitssonntag“ bzw. „Totensonntag“), verweist auf die Endlichkeit irdischen Lebens. Zugleich wird die Botschaft der Auferstehung verkündet.
Für Gallneukirchen hat Lektorin Ilse Hauser den Gottesdienst fertig vorbereitet – der Lockdown verhindert nun, dass sie ihn in der vertrauten Weise mit der Gemeinde feiern kann. In ihrer Predigt zu 1. Korinther 15,35-44 bezieht sie sich besonders auf den Verse 42b und 43:
Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft.
Ilse Hauser verweist in ihrer Auslegung dazu auf eine Erfahrung, die wir alle kennen und die uns zu schaffen macht: Der Tod begrenzt unser Leben. Wir stehen ihm machtlos gegenüber. Wenn er an uns herantritt, z.B. wenn ein uns nahestehender Mensch stirbt oder uns unser Körper einen Strich durch die Rechnung macht, erschrecken wir. Darum verdrängen wir ihn gerne aus unserem Alltag.
Von Abraham wird im Alten Testament erzählt: Und er verschied und verstarb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war. Wer wünscht sich das nicht: Lebenssatt werden, indem sich die Lebensjahre mit guten Erfahrungen füllen, man zufrieden auf viele Lebensjahre zurückschaut und ruhig die Augen schließen darf.
Der Apostel Paulus denkt völlig anders. Statt sich dem Wunsch nach Lebenssattheit hinzugeben, akzeptiert er die Wirklichkeit des Todes und schreibt von einem kraftvollen Neuanfang: Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft.
Sein Bezugspunkt ist die Erfahrung von Karfreitag und Ostern. Ja, der Tod ist Teil des Lebens. Aber Ostern eben auch. Mit der Botschaft der Auferstehung Christi will Gott inmitten von Dunkelheit und Trauer neue Hoffnung keimen lassen. Nicht der Tod wird das letzte Wort über unser Dasein haben – das wird Gott sprechen, nämlich das Wort der Liebe und des ewigen Lebens.
In unserer deutschen Sprache gibt es für die Verstorbenen auch den Begriff der Entschlafenen. Früher sagte man von einem gerade Verstorbenen: Er ist eingeschlafen. Er hat die Augen für immer geschlossen. Der Tod wurde auch als Schlafes Bruder verstanden. Ausruhen dürfen, zur Ruhe kommen, Frieden finden.
Zeruya Shalev, israelische Schriftstellerin, knüpft in einem ihrer Romane lieber bei Paulus an: „Wir werden bei unserem Tod aufwachen aus dem Leben.“ Das erinnert an das Bild vom „neuen Himmel“ und der „neuen Erde“ aus der Offenbarung des Johannes zeichnet.
Im Horizont des Glaubens erschließt sich die Verheißung eines Neuanfangs, dessen Qualität von einer unvorstellbaren Schönheit ist. Alles, was für uns ein Albtraum ist – Sorgen, Krankheit, Altern, Kummer, Leid, Verbitterung, Hass, Missgunst, Neid, Bösartigkeit usw. – haben darin keinen Platz.
Ja, wir werden hier auf Erden die Augen schließen und gebe Gott, dass es in Würde geschehen darf. Aber wir werden auch aufwachen zum ewigen Leben, in den Armen Jesu Christi.
Danke, liebe Ilse, für diese ermutigende Botschaft
zum Ausklang des Kirchenjahres und inmitten schwieriger Zeiten! Mit den besten Segenswünschen grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Günter Wagner |