Das Pfingstwunder nach Apostelgeschichte 2,1-18 (Auswahl)
Als das Pfingstfest kam, waren wieder alle, die zu Jesus hielten, versammelt. Plötzlich gab es ein mächtiges Rauschen, wie wenn ein Sturm vom Himmel herabweht. Das Rauschen erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Dann sahen sie etwas wie Feuer, das sich zerteilte, und auf jeden ließ sich eine Flammenzunge nieder. Alle wurden vom Geist Gottes erfüllt und begannen in anderen Sprachen zu reden, jeder und jede, wie es ihnen der Geist Gottes eingab. Nun lebten in Jerusalem fromme Juden aus aller Welt, die sich hier niedergelassen hatten. Als sie das mächtige Rauschen hörten, strömten sie alle zusammen. Sie waren ganz verwirrt, denn jeder hörte die Versammelten, die Apostel und die anderen, in seiner eigenen Sprache reden. Außer sich vor Staunen riefen sie: „Die Leute, die da reden, sind doch alle aus Galiläa! Wie kommt es, dass jeder von uns sie in seiner Muttersprache reden hört? …“ Erstaunt und ratlos fragten sie einander, was das bedeuten solle…“ Da stand Petrus auf … und rief laut: „Ihr Juden aus aller Welt und alle Bewohner Jerusalems! Lasst euch erklären, was hier vorgeht; hört mich an! … Hier geschieht, was Gott durch den Propheten Joel angekündigt hat: ‚Wenn die letzte Zeit anbricht, sagt Gott, dann gieße ich über alle Menschen meinen Geist aus. Männer und Frauen in Israel werden dann zu Propheten. Junge Leute haben Visionen und die Alten prophetische Träume. Über alle, die mir dienen, Männer und Frauen, gieße ich zu jener Zeit meinen Geist aus und sie werden als Propheten reden.‘“
Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde!
Das erste Pfingstfest damals in Jerusalem wird als gewaltiges Ereignis geschildert. Stürmisch und feurig geht es zu, spektakulär, verwirrend für Außenstehende, beglückend für alle, die der Verheißung Jesu glauben. Er hat dieses Wunder, dass der Geist Gottes kommt und über alle Grenzen von Herkunft, Sprache und Kultur hinweg Gemeinschaft stiftet, angekündigt. Vorbei ist die Krise um den Tod Jesu. Die Sache Jesu ist mit seiner Kreuzigung nicht erledigt, sondern in der Auferstehung bestätigt worden und springt wie ein Funke göttlicher Gnade über. Eine neue, bessere Welt ist möglich. Damals schlägt die Geburtsstunde der christlichen Kirche. Nicht Menschen gründen sie, sondern Gott ruft sie ins Leben. Seither ist Pfingsten das Geburtstagsfest der christlichen Gemeinde.
Im Laufe der Zeit hat Pfingsten weitere Widmungen erhalten. Für viele Menschen war Pfingsten bis vor kurzem ein verlängertes Wochenende, ein günstiger Termin für einen Kurzurlaub oder für Feste wie etwa die Hochzeit oder die Konfirmation. Heuer aber ist Pfingsten, bedingt durch die Corona-Pandemie, anders. Kein Kurzurlaub, keine Hochzeit, keine Konfirmation. Pfingsten heuer – das ist für die Tourismusbranche das langersehnte Wochenende, an dem die Hotels wieder aufsperren dürfen und für Oberstufenschülerinnen und -schüler das Wochenende, nach dem sie wieder die Schulen besuchen können. Pfingsten heuer – das ist anders und trotzdem in vieler Munde.
Eine Bedeutung bleibt: Pfingsten ist das Geburtstagsfest der christlichen Gemeinde. Das Fest von Menschen, die sich das „Ja“ Gottes zusprechen lassen. Eine Zusage, die sie bereits in der Taufe feiern, wie eine Überschrift über ihr gesamtes Leben. Ein Ja, das Gott in seiner Menschwerdung in Jesus Christus bezeugt und das er in der Zusage des Heiligen Geistes gibt: „Ich bin bei Dir, bin bei Euch“, als Paraklet, als Tröster, als Beistand. Die Aufgabe der Geburtstagskinder ist es, dieses Ja Gottes zum Leben zu feiern und weiterzugeben an alle, die auf ein Ja zu ihrem Leben warten… Der Einsame vernimmt es durch die Nähe eines anderen, der Hungernde in Form des Brotes, das ihm gereicht wird, der Kranke im Vertrauen zum Arzt und zur Pflegekraft. Der Ängstliche empfängt das Ja durch Zuspruch, der Trauernde durch Trost. Der mit sich und der Welt Unzufriedene erkennt das Ja in einem liebevollen Blick, der Grantige im Lächeln des Mitmenschen…. Stets springt bei der Weiter-gabe der Liebe Gottes etwas von der BeGeisterung für die Würde des Lebens, vom Pfingstgeist, über.
In diesem Sinne: Alles Gute und Gottes Segen zum Geburtstag, liebe Geschwister im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe!
Euer Pfarrer Günter Wagner |