Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde!
Der Predigttext für den dritten Sonntag nach Ostern – Jubilate – steht im Johannesevangelium 15,1ff: „Der wahre Weinstock“ – Jesus spricht: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
Der Sonntag Jubilate weckt die Hoffnung auf den verheißenen neuen Himmel und die neue Erde. Der Jubel über die Auferstehung als Neuschöpfung. Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. 2. Kor. 5,17. Das Leben hier wandelt sich, es wird frei von vielen Bedrückungen, es wird frei von Schuld und Tod. Der Tod hat seine Endgültigkeit verloren. Neuwerdung im Hier und Jetzt ist bereits möglich. Wer an dieser Hoffnung festhält, dem wächst Stärke zu. Wie ein Weinstock seinen Trieben Kraft gibt, so können wir uns von Jesus leiten und erneuern lassen.
Jesus als wahrer Weinstock, in die Welt gekommen, gibt uns Klarheit wie unser Leben verlaufen soll. Er ist gekommen, den Willen Gottes zu tun als der Beständige, Zuverlässige und Treue. Wer zu ihm gehört ist Teil der Pflanzung Gottes. Wir als seine Reben können getrennt von ihm nichts tun. Sich selbst überlassen verwildert ein Weinstock. Es braucht Einschnitte, um dem fruchtlosen Wildwuchs zu wehren. Solche Einschnitte können sehr schmerzlich sein.
Auch die Zeit bedingt durch die Coronakrise erleben wir gerade als sehr einschneidend. Wir wissen oft nicht, wie es weiter gehen soll. Selbst die Jünger Jesu waren verunsichert und ratlos und hatten das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen. Ein Gespräch zwischen Jesus und seinen Jüngern könnte so verlaufen sein (aus Hermann Rathjens, Jahreszeiten-Menschenleben. Wie die Tage eines Baumes):
„Ich bin der Weinstock. Schaut ihn an: Sein Stamm ist dünn, seine Höhe niedrig; er wird beschnitten und gestutzt. Den stolzen Menschen, die nur ihren eigenen Willen kennen, gefällt er nicht. Ich sage euch: Meine Zeit ist bemessen. Meine Feinde werden Hand an mich legen und als toten Baum hinstellen; aber dadurch werde ich ganz Baum des Lebens sein.“ – „Herr, wie kann ein toter Baum noch Leben spenden?“
„Was ihr nicht seht, dadurch bleibt das Leben. Meine Wurzeln reichen in eine andere Welt, dorthin, wo mein Vater ist, der mich gesandt hat. Niemand kann mich von meinem Vater trennen. Meine Kraft kommt nicht aus mir selbst; wird der Stamm auch abgehauen, so werden die Wurzeln umso mehr Saft des Lebens spenden. Ein neuer Stamm wird wachsen und unaufhörlich sprießen.“ – „Herr werden wir dich einmal als herrlichen Lebensbaum sehen?“
„Nein, ich bin und bleibe für mich selbst nur ein dürrer Stamm, ihr seid mein Kleid und meine Frucht. Ist euer Glaube tot, dann bin ich wie der Weinstock zur Zeit der Winterkälte. Wollt ihr wie die Reben am Weinstock an mir bleiben und Frucht bringen?“ – „Ja, Herr, aber unsere Früchte sind oft klein und kümmerlich. Wie stehen wir da, wenn wir uns mit dir vergleichen?“
„Nicht immer ist die Zeit der Ernte, und die verborgenen Früchte sind oft die schönsten und die besten. Solange die Erde steht, werden Menschen an mich glauben und aus meiner Kraft Frucht tragen.“
Gehen Sie behütet und mit der Kraft des Segen Gottes in die neue Woche.
Ihre/Eure Kuratorin Friederike Haller |