Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde!
Der Hirtensonntag „Misericordias Domini“ spricht von der Barmherzigkeit Gottes. Dafür ist das Bild des Hirten ein altes biblisches Motiv, das auch Jesus für sich selbst in Anspruch nimmt. Es steht als Wochenspruch für die kommende Woche im Johannes-Evangelium: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Joh. 10, 11a. 27-28a)
Mit dem Wissen, dass jedes Bild von Gott nur ein Bildausschnitt seiner Größe, seiner Allmacht und seiner Liebe, somit also nur unvollständig sein kann, ist für mich eines der schönsten Bilder von Gott im 23. Psalm gezeichnet. Er beginnt mit den Worten: „Der Herr ist mein Hirte“. Dieser Psalm ist jeder/m von uns vertraut. In einem Gebet, einer Übertragung, hört er sich so an:
Der Herr gibt mir für meine Arbeit das Tempo an. Ich brauche nicht zu hetzen.
Er gibt mir immer wieder einen Augenblick der Stille. Eine Atempause, in der ich zu mir komme.
Er stellt mir Bilder vor die Seele, die mich sammeln und mir Gelassenheit geben.
Oft lässt er mir mühelos etwas gelingen, und es überrascht mich selbst, wie zuversichtlich ich sein kann. Ich merke: Wenn man sich diesem Herrn anvertraut, bleibt das Herz ruhig.
Obwohl ich zu viel Arbeit habe, brauche ich doch den Frieden nicht zu verlieren.
Er ist in jeder Stunde da und in allen Dingen, und so verliert alles sein bedrohliches Gesicht.
Oft – mitten im Gedränge – gibt er mir ein Erlebnis, das mir Mut macht.
Das ist, als ob mir einer eine Erfrischung reichte,
und dann ist der Friede da und eine tiefe Geborgenheit.
Ich spüre, wie meine Kraft dabei wächst, wie ich ausgeglichen werde und mir mein Tagwerk gelingt. Darüber hinaus ist es einfach schön zu wissen, dass ich meinem Herrn auf der Spur bin und dass ich jetzt und immer bei ihm zu Hause bin.
Von Gott, den der Beter des 23. Psalms mit einem Hirten vergleicht, führt eine direkte Linie zu Jesus Christus, der von sich sagte: „Ich bin der gute Hirte“. Will heißen: „Ich bin den Einsamen Bruder, den Traurigen Tröster, den Ängstlichen Weggefährte. Ich bin gekommen zu suchen, die verloren sind, die sich in die Ecke gedrängt und ausgeschlossen fühlen. Ich bin gekommen zu suchen, die an ihrem Leben und an Gott verzweifeln. Ich bin gekommen zu suchen, die keine Träume mehr haben für sich, für andere, für die Welt. Ich bin den Verzweifelten Begleiter, den Resignierten Beistand, den Verzagten Freund.“
Wir dürfen gewiss sein, dass uns nichts, aber auch gar nichts, auch nicht der Tod aus seiner Hand reißen kann. Aus der Hand dessen, der von sich gesagt hat: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Und meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen das ewige Leben.“
Diese guten Worte des guten Hirten sind eine gute Botschaft;
Grund zur Freude, gültiger Trost – für uns und für alle Menschen.
Einen guten Weg durch die kommende Woche mit dem Segen unseres guten Hirten im Himmel
wünscht Ihnen/Euch
Lektor Martin Sorge.